Fahrt der 9. Klassen zur Gedenkstätte Flossenbürg/ Juli 2023

"Was tust du?" – wenn du hungernden und durstenden Gefangenen, die in Waggons eingepfercht sind, gegenüberstehst?
"Was tust du?" – wenn du helfen möchtest, aber Todesangst verspürst angesichts der SS-Männer, die den Häftlingstransport bewachen und bereit sind, ihre Waffen sofort zu gebrauchen?

Diese Frage beschäftigte die Schüler und Schülerinnen in einem Workshop, bei dem sie Rollen in einem Planspiel übernahmen, konfrontiert mit einem Häftlingstransport und der Frage, wie sie sich verhalten würden. Wagen sie es, den Todgeweihten Suppe zu bringen? Ignorieren sie einfach alles, kümmern sich um die eigenen Angelegenheiten und schauen weg? Überwiegen die persönlichen Interessen und die eigene Angst vor den SS-Bewachern? In hitzigen Diskussionen versuchten die Schüler eine eigene Haltung zu erklären.

In einem anderen Workshop sollten die Schüler einzelne Biographien jüdischer Häftlinge untersuchen und diese plakativ darstellen. In der anschließenden Präsentation wurde den Schülern bewusst, dass diese Menschen aus einem „ganz normalen Leben“ gerissen wurden und - von der SS als Untermenschen klassifiziert - nun zum KZ-Häftling degradiert waren.

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchten die 9. Klassen die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Flossenbürg in der nördlichen Oberpfalz. Auf dem Rundgang ließen die eindrucksvollen Schilderungen der Mitarbeiter der Gedenkstätte die Häftlingsbaracken, die heute mit Granitplatten auf dem Boden nur noch angedeutet sind, vor den Augen der Schülerinnen und Schüler entstehen. Vernichtung durch körperliche Schwerstarbeit im Granit-Steinbruch, durch Hunger und menschenunwürdige, unhygienische Lebensumstände in den überfüllten Unterkünften und durch die ständige Todesangst vor willkürlicher Erschießung stellten den Alltag im Konzentrationslager dar. Interessante Details wie die Ankunft der Häftlinge am Bahnhof im Zentrum des Ortes Flossenbürg und der Marsch der Gefangenen durch die Häuser der Einwohner auf der Straße, die damals wie heute zum Lager führt, warfen Fragen nach der Haltung der Einheimischen auf.

Nur die vorbehaltlose Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit und das Erkennen von ideologischen, wirtschaftlichen und persönlichen Zusammenhängen formt in den Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein für die Geschehnisse in Flossenbürg.

B. Richt/ Juli 2023

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