Exkursion der Klasse 9c zum Konzentrationslager Flossenbürg
Es weht ein eisiger Wind. In Flossenbürg ist es um einige Grad kälter als in Regenstauf. Nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen sind, fröstelt einige und rasch werden Jacken oder Pullis übergezogen. Ein erster Blick über den leeren Platz, der vor uns liegt, enttäuscht - unsere düsteren und einschüchternden Vorstellungen lösen sich zunächst in Luft auf.
Im Geschichtsunterricht hatten wir viel über den Holocaust, das KZ-System und insbesondere das Konzentrationslager Flossenbürg erfahren. Wir wussten, dass der Ort aufgrund der großen Granitvorkommen für die SS interessant war und man wirtschaftlichen Profit aus der Häftlingsarbeit ziehen wollte. Alte Fotografien vermittelten uns, wie es zur NS-Zeit auf dem Gelände aussah.
Anstelle gut erhaltener Gebäude, wie Baracken oder Lagerhäuser, erblicken wir nur noch die Granitfundamente am Boden, die auf die früheren Gebäude hinweisen. Einzig die SS-Kommandantur steht noch.
Anschließend werden wir von Claudia Espach, unserem Tour Guide, zu einer Führung über das KZ-Gelände mitgenommen. Zu Beginn der Tour erklärt sie uns einiges über das KZ und schildert uns das tägliche Leben der 100.000 Gefangenen im Arbeitslager. Bis zur Befreiung am 23.04.1945 starben insgesamt 30.000 Häftlinge, von denen 23.000 Juden waren, an der langen und harten Arbeit im Steinbruch. Im Gegensatz zu den Gefangenen lebten die 300 SS-Männer mit ihren Familien scheinbar sorgenfrei in den Siedlungen nebenan.
Unsere Tour führt uns über den Appellplatz, auf dem jeden Morgen 16.000 Gefangene eng aneinander gepfercht darauf warteten, gezählt zu werden - oft stundenlang bei sengender Hitze oder zweistelligen Minustemperaturen.
Bei der Ankunft im Vorraum des Häftlingsbads befahl man allen Gefangenen sich auszuziehen und ihre persönlichen Gegenstände abzugeben. Anschließend wurden ihre Haare abrasiert, sodass sie ihr letztes bisschen Persönlichkeit verloren. Danach mussten sie in das Bad, wo sie mit Wasser entweder eiskalt oder kochend heiß gequält wurden. Am Schluss bekamen alle Häftlinge gestreifte Kleidung mit einer Nummer, die ihren Namen ersetzte.
„Hier haben wir nicht nur die Kleidung verloren, sondern unsere Seele.“
Dieses Zitat von Vittore Bocchetta verdeutlicht, welche Gewalt die Gefangenen erleiden mussten, wie sie unterdrückt und gedemütigt wurden.
Auch bei unseren Mitschülerinnen und Mitschülern, ist zu erkennen, wie die Stimmung rapide sinkt. Der Gedanke an die Gewalt, die gegenüber unschuldigen Menschen ausgeübt wurde, lässt uns alle erstarren. Uns wird erneut ins Gedächtnis gerufen, welche Untaten hier geschehen sind.
Nach der Dusche führt uns Claudia Espach zum Krematorium. Zu Beginn sind sich viele unsicher, ob sie sich diesen Anblick zutrauen. Der Besuch der Räume wird uns freigestellt, niemand muss. Trotz der bedrückenden Atmosphäre entschließt sich jeder die Führung fortzusetzen. Als wir das Krematorium betreten, erblicken wir direkt den Müllverbrennungsofen, der als Leichenverbrennungsofen genutzt wurde. Im Nebenraum wurden die Leichen gestapelt, erzählt uns Claudia Espach. Diese Worte gehen uns sehr nah und wollen auch so schnell nicht wieder aus unseren Köpfen verschwinden. Ebenso setzt sich der Gedanke fest: Hier wurden tausende Leichen verbrannt.
Als Andenken daran, wurde die Asche der Toten zu einer Pyramide aufgehäuft. Bei ihrem Anblick wird uns bewusst, wie viele Menschen hier wirklich ihr Leben verloren.
Viele dieser Leute starben am Steinbruch, zu welchem wir am Schluss gehen und wo unsere Führung endet. Diese vier Steinbrüche wurden „Ort des Sterbens“ genannt, da die Gefangenen dort 12 Stunden täglich unter schlimmsten Bedingungen schuften mussten. Außerdem wurden sie bei Sprengungen zu Tode gehetzt.
Ab der ersten Aprilwoche 1945 schickten die SS-Leute 14.000 Häftlinge auf die Todesmärsche, weil die Amerikaner immer näher rückten. Letztendlich wurde das KZ am 23. April 1945 befreit. Für viele kam diese Rettung allerdings zu spät.
Bei kaltem Wind spazieren wir zurück zu unserem Bus und freuen uns, wieder im Warmen zu sitzen. Allen ist bewusst, wie bedeutsam dieser Besuch im KZ für unsere Bildung war. Außerdem finden wir es wichtig, dass jeder einmal ein KZ gesehen hat, damit man überhaupt erfassen kann, wie unvorstellbar menschenverachtend und grausam die Unterdrückung von Minderheiten in dieser Zeit wirklich war. Die Eindrücke bleiben, die Anspannung löst sich nach und nach, je weiter sich der Bus von Flossenbürg entfernt.
Franziska Beer, Maria Erl, Rebekka Greipl, Julia Hartl, Magdalena Meier, Lisa Strunz, Lara Weber, Julia Winzinger
Klasse 9c mit Frau Kramheller