„Wer einen Zeitzeugen hört, wird selbst zum Zeitzeugen“, so zitierte die Konrektorin Dr. Svenja Meindl den Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel. Diese große Chance und Aufgabe, selbst Zeitzeugen zu werden, hatten am 22.02.2024 über 230 Schülerinnen und Schüler unserer Realschule. Denn der Regenstaufer Gemeinderat Fred Wiegand hatte den Kontakt zu einem der letzten lebenden Zeitzeugen des Holocausts hergestellt und den 91-jährigen Ernst Grube an die Realschule geholt.

Man hätte in der Schulaula eine Stecknadel fallen hören können, als Ernst Grube mit leicht brüchiger Stimme die schrecklichen Erlebnisse von damals den Neunt- und Zehntklässlern schilderte. Er begann bei seiner Kindheit in München, wo die Familie Grube in unmittelbarer Nähe zur Synagoge lebte, die 1938 zerstört wurde. Aufgrund der Repressionen wurde Ernst Grube zusammen mit seinen beiden Geschwistern zunächst in einem jüdischen Kinderheim untergebracht. Dort erfuhr er trotz der gesellschaftlichen Ausgrenzungen ein positives Gefühl der Gemeinschaft – bis 1941 die Deportationen in die Vernichtungslager im Osten einsetzen und fast alle Kinder des Heims ermordet wurden.

Die Schüler und Schülerinnen waren stark bewegt, als Ernst Grube schilderte, dass alle seine jüdischen Tanten und Onkel deportiert und umgebracht wurden. Weil Ernst Grube einen evangelischen Vater hatte, wurde er erst im Februar 1945 mit seiner jüdischen Mutter und den Geschwistern in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. Am 8. Mai 1945 wurde das Lager von der Roten Armee befreit. Grube stellte gefasst und sachlich fest, dass er – wenn der Krieg noch länger gedauert hätte – heute nicht hier sitzen würde.
Ihr großes Interesse an der damaligen Situation zeigten die Schüler und Schülerinnen im Anschluss. Auch nachdem die Veranstaltung offiziell beendet war, drängte sich immer noch eine Traube von Jugendlichen um Herrn Grube, die offene Fragen geklärt haben wollten.

Als Dank für seinen bewegenden Vortrag überreichten Lea, Miriam und Moritz aus der 9. Klasse Herrn Grube einen Kristall als Fensterschmuck mit folgenden Worten. „Ein Kristall bündelt das Licht und verteilt es im Raum. Genauso wollen wir auch Ihre Erinnerungen in unseren Köpfen und Herzen bündeln und ihnen nach außen Ausdruck verleihen. Wir wollen alles daransetzen, dass wir aus dem, was Sie erlebt haben, lernen. Wir wollen mutig und entschlossen handeln, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Wir wollen wie der Kristall buntes Licht nach außen tragen, wenn die Umgebung braun wird.“

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